Zitate von DIE ZEIT
Ein bekanntes Zitat von DIE ZEIT:
Günter Netzer ist der einsilbigste Kommentator des Fußballs, der Buster Keaton unter den Rhetorikern.
Informationen über DIE ZEIT
Medium, Wochenzeitung, 20095 Hamburg, Speersort 1, Chefredakteur: Giovanni di Lorenzo. Erstmalige Erscheinung: 21. 2. 1946 (Deutschland, 1946).
DIE ZEIT · Geburtsdatum
DIE ZEIT ist heute 79 Jahre, 1 Monat, 27 Tage oder 28.910 Tage jung.
Geboren am 21.02.1946 in Hamburg
Sternzeichen: ♓ Fische
Unbekannt
Weitere 42 Zitate von DIE ZEIT
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Doch auch BILD weiß: Beckenbauer braucht das Amt nicht, der größte Sportverband der Welt ist zu klein für den Sohn eines Postobersekretärs. Fußball ist die Weltreligion, und Beckenbauer ist ihr deutscher Nuntius.
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Er bekommt Geld von BILD und Kirchs Premiere, aber zum Beispiel auch vom schwäbischen Schrauben- und Werkzeuggiganten Würth, der den Kaiser hin und wieder zur Mitarbeitermotivation auflaufen läßt und ihm ein eigenes Fußballmagazin widmet mit dem originellen Titel Schau'n mer mal. So viel mediale Allgegenwart habe ihn unkritisierbar gemacht, sagt Ex-Werder-Bremen-Manager Lemke: "Sein Sturz wäre furchtbar für die ganze Branche, die von einem sonderbaren Originalzitat doch eine Woche lebt."
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Fußball darf nicht gerecht sein - es gäbe sonst keinen Grund, über ihn zu sprechen. Wenn wir über Fußball reden, ist es, als stünde die Zeit still.
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Fußball mag vordergründig nur ein Spiel sein, ganz oben jedoch herrscht ein Kampf der Alphatiere.
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Günter Netzer ist der einsilbigste Kommentator des Fußballs, der Buster Keaton unter den Rhetorikern.
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Hier sind zwei Kommunikations-Clowns, deren oberster Trick der slow burn ist, das verzögerte Verstehen. Wenn die beiden ein Spiel analysieren, so zeigt sich zwangsläufig, dass sie verschieden Spiele gesehen haben.
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Im Konglomerat der Macht ist Franz Beckenbauer die einzige schillernde Figur, der "human factor", ein Zwitter zwischen Pausenclown und Volkstribun. Mächtig, weil alle ihn brauchen, denn allein in seiner Nonchalance lebt die Illusion vom unschuldigen Sport weiter. Ohnmächtig, weil er nicht ist ohne die Ausputzer im Hintergrund.
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In Wahrheit gibt es den mächtigsten Mann im deutschen Fußball nicht mehr. Es gibt viele Reiche mit größeren und kleineren Potentaten: den DFB und sein Präsidium, die mittlerweile selbständige Bundesliga unter dem ehemaligen Liga-Sekretär Wilfried Straub, das WM-Organisationskomitee mit Fedor Radmann, das Fernsehen, die Rechtevermarkter, an die mancher klamme Verein seine Zukunft verkauft hat, die Spielervermittler, die Reporter, sogar die Eu-Kommission, die über die Arbeitsbedingungen der Profis befindet.
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Ist Franz Beckenbauer also auch als zweiter Mann im DFB in Wahrheit der mächtigste Mann im deutschen Fußball? Seine Kolumne, von BILD-Redakteuren geschrieben und ihm selbst korrigiert, nennt ein Kenner medialer Mechanismen eine "für alle brandgefährliche päpstliche Enzyklika". Dabei haben die Texte etwa so viel kritisches Potenzial wie ein Spielbericht von Heribert Faßbender. "Die Medien wollen Beckenbauer Macht zuschustern", vermutet Willi Lemke. "Er steht auf vielen 'pay rolls" - das will genutzt sein."
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Längst ist Beckenbauer eine Marke geworden, ein Standortfaktor, dessen Wert sich im Gezerre um TV-Rechte und WM-Vergaben auf mehrere Milliarden beläuft.
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Mit dem Gesichtserker von Bayern-Vorstopper Katsche Schwarzenbeck oder der Wampe vom kleinen, dicken Torjäger Gerd Müller hätte er diese Werbekarriere nie gemacht. Aber können dieser Dialekt, diese Zähne, diese Figur, diese randlose Brille lügen? Beckenbauer ist nicht nur telegen, bei ihm wird auf wundersame Weise aus der Sprachmüllkippe eine Fundgrube.
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Netzer und Delling, zwei respektable komische Schauspieler, spielen stets dasselbe Kammerspiel: Sie spielen den Urkonflikt zwischen dem Kritiker, Einmischer, Experten, der über eine Kunst nur redet (Delling), und dem Künstler, der sie tatsächlich beherrscht (Netzer).
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Nur der Boß aller deutschen Fußballer ist er noch nicht. Und wird es auch nicht werden wenn am Sonntag der neue Präsident des deutschen Fußball-Bundes gekürt wird. Warum eigentlich nicht? Beckenbauer brauche bloß mit dem Finger zu schnippen, dann werde er gewählt, wird zwar kolportiert, vor allem von jenen Medienunternehmen, die ihn bezahlen. Doch die Wahrheit sieht anders aus: An der Basis, im Niemandsland der Aschenplätze und ehrenamtlichen Vereinsmeierei, ist der Chef der profitgierigen Bayern nicht gut gelitten. Die da unten akzeptierten schon den Vizepräsidenten Beckenbauer nur, weil der amtierende Boß Egidius Braun darauf bestand. Würde Beckenbauer sich in Magdeburg dem Fußball-Bundestag zur Wahl stellen, bekäme er kaum 20 Prozent der Stimmen, vermutet einer aus der Führungsetage des DFB.
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Peter Handke mag dem und den Deutschen das geflügelte Wort von der Angst des Tormanns beim Elfmeter geschenkt haben - Beckenbauer kann mehr. Ob "Schau'n mer mal" oder "Jo, is denn heut scho Weihnachten?", ob "Rumpelfußball" oder "vogelwilde Mannschaften", die auf einem Fußballplatz nichts verloren hätten - jeder Stuss ein Treffer.
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Sei 21. 6. 1986 verfolgt uns der Mann aus München-Giesing. Als Teamchef (einen richtigen Trainerschein hat er nie gemacht). Im Fernsehen, wo er sinnfreie Plauderstunden bereits salonfähig machte, als auf Zlatkos Brust noch kein Haar gesprossen war. Auf den Tribünen der Stadien dieser Welt, wo er dekorativ herumsitzt wie der Reklameonkel, der unserer Oma eine von den roten Bayern-München-Heizdecken andrehen will.
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Sein Stellungsspiel funktioniert im richtigen Leben so traumwandlerisch sicher wie einst auf dem Platz. Nie rannte er unerreichbaren Bällen hinterher, nie strebt er Posten an, auf denen die Kärrnerarbeit geleistet wird. Dafür gibt es überall in "Franz' Welt" ein paar Leute wie Katsche Schwarzenbeck, jener legendäre Vorstopper des Kaisers.
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Selbst Beckenbauers Eskapaden gelten als bodenständig oder bauernschlau. Ob er zum Abkassieren in Amerikas Operetten-Soccer-Liga verschwindet oder zum Steuersparen nach Österreich emigriert, ob er als Vereinspräsident auf Spielerfang auf bestehende Verträge "geschissen" hat, wie ein Betroffener sagt, ob er seine Frauen verläßt oder betrügt - Charmeursdelikte.
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Sicher ist: Hinter seinem Aufstieg steckt weder eine strategische Planung noch ein scharfer Verstand. "Ich glaube, daß er schlichtweg nicht viel in der Birne hat", sagt der langjährige Weggefährte; im Kreis der Fußballinsider und Vereinsmanager sei aus dem Kaiser längst der Hofnarr geworden.
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Vielleicht entschied sich diese deutsche Karriere am Nachmittag des 21. Juni 1986 in Monterrey, Mexiko. Der Spieler Servin verschießt den entscheidenden Strafstoß, Deutschland gewinnt das "WM-Vierelfinale gegen Mexiko im Elfmeterschießen und wird acht Tage später Vizeweltmeister. Hätte Servin getroffen und sein Team noch gewonnen, wäre die Blutgrätsche der deutschen Presse auch an Franz Beckenbauer nicht vorübergegangen. Das aus im Viertelfinale wäre das Ende des Teamchefs Beckenbauer gewesen. Und dann? Keine Weltmeisterschaft 1990, keine deutsche Meisterschaft für ihn, keine WM 2006 bei uns daheim. Kein Mythos Beckenbauer.
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Warum ist allein Beckenbauer in diesen säkularen, von der Knute des Klatsches regierten Zeiten sakrosankt? Offen reden über ihn wollen die wenigsten. "Das ist vermintes Gelände", sagt einer, der Beckenbauer seit über 20 Jahren kennt. Viele hätten Angst, an des Kaisers Hof in Ungnade zu fallen.
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