Zitate von Ludwig Reiners
Des Meisters ruhigste Linie ist meisterhaft durch die Unruhe, die sie verbergend verrät. Das gute Kunstwerk stellt nicht etwa Gegensätze nebeneinander, sondern es läßt uns das Gegensätzliche in einem unsichtbaren Hintergrunde ahnen. In dem Leichten ist das Schwere mitgegenwärtig. Das Wesen des Kitsches ist dagegen, daß in ihm das Süße nur süß ist.
Informationen über Ludwig Reiners
Schriftsteller, "Deutsche Stilkunst" (Deutschland, 1896 - 1957).
Ludwig Reiners · Geburtsdatum · Sterbedatum
Ludwig Reiners wäre heute 128 Jahre, 9 Monate, 12 Tage oder 47.037 Tage alt.
Geboren am 21.01.1896 in Ratibor
Gestorben am 10.08.1957 in München
Sternzeichen: ♒ Wassermann
Unbekannt
Weitere 41 Zitate von Ludwig Reiners
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Alles, was nur zu drei Vierteln verstanden ist, verschmilzt nicht mit der Person des Lernenden, sondern bleibt ein umgehängter Mantel ohne wirklichen Bildungswert.
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Auch Feilen will gelernt sein. Da wir nicht bei einer Durchsicht auf alle Fehler achten können, so müssen wir unsere Entwürfe mehrmals durchgehen und jedesmal etwas anderes im Auge behalten, nämlich 1. inhaltliche Fehler, 2. Knappheit, 3. Zuspitzung und Anschaulichkeit des Ausdrucks, 4. Vermeidung unnötiger Haupt- und Beiwörter, 5. Satzbau, 6. Klang.
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Das Geheimnis des deutschen Gelehrtenstils: Sie verachten die Form, weil sie den Leser verachten.
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Das Indogermanische kannte nur die Beiordnung, also die Anreihung von Hauptsätzen; ähnlich steht es im Altgriechischen und im Latein der Zwölftafelgesetze. Die ältesten isländischen Sagas - die einzige germanische Prosa, die vom Lateinischen unbeeinflußt ist enthalten kaum Nebensätze. Auch im Althochdeutschen sind Nebensätze selten. Noch um 1500 überwiegt der Hauptsatz.
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Das Zitat, vor allem das geflügelte Wort, hat noch andere Aufgaben: Es kann als eine Art geistiger Kurzschrift dienen.
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Demosthenes hat den Thukydides achtmal mit der Hand abgeschrieben, um seinen Stil in sich aufzunehmen. Stendhal pflegte, bevor er schrieb, im Code Napoleon zu lesen. Es ist sicher richtig: Wenn wir eine Stunde in Egmont oder in Hebels Schatzkästlein gelesen haben, werden wir nachher manche banale Wendung, manchen verschnörkelten Ausdruck nicht niederzuschreiben wagen.
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Der Bandwurmsatz ist die Nationalkrankheit unseres Prosastils.
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Der Kampf gegen die Fremdwörter ist keine bloße Angelegenheit der Sprachverschönerung, sondern ein Kampf für Genauigkeit des Denkens.
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Der Papierstil ist der Stil der Halbgebildeten.
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Der Witz entlarvt die Unzulänglichkeit der Welt, der Humor hilft uns über sie hinweg.
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Des Meisters ruhigste Linie ist meisterhaft durch die Unruhe, die sie verbergend verrät. Das gute Kunstwerk stellt nicht etwa Gegensätze nebeneinander, sondern es läßt uns das Gegensätzliche in einem unsichtbaren Hintergrunde ahnen. In dem Leichten ist das Schwere mitgegenwärtig. Das Wesen des Kitsches ist dagegen, daß in ihm das Süße nur süß ist.
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Die deutsche Wortfolge soll drei Göttern zugleich dienen: Wir müssen die grammatischen Regeln befolgen, wir müssen die Worte denkbedingt anordnen, und wir müssen schließlich den Satz nach Takt und Rhythmus so gestalten, daß er auch dem Ohr wohlgefällt.
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Die Grundregel des deutschen Satzbaus ist einfach: Jeder Hauptgedanke erfordert einen Hauptsatz.
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Die Hauptwörterei ist eine geistige Ermüdungserscheinung. Die Menschen sehen die Welt nicht mehr in Bewegung, sondern in Erstarrung.
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Die Heiterkeit ist ein Fenster des Menschen nach dem Ewigen.
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Die meisten Stilkrankheiten gehen zurück auf Schwächen des Charakters.
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Durch bloßes Lesen erwirbt man kein Stilgefühl, sowenig wie man durch Spazierengehen in Bildergalerien das Malen lernt.
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Eifersucht überdauert oft die Liebe. Eigentlich hat man erst aufgehört zu lieben, wenn man sich nicht mehr dafür interessiert, bei wem sie sich tröstet.
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Ein Satz soll nicht länger dauern, als man mit einem Atemzug vortragen kann.
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Es gibt ein sicheres Mittel, um große Männer von Scheingrößen zu unterscheiden: Alle großen Männer haben Humor.