Zitate zu "Fernsehen"
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Dr. Armin Wolf
Die einfachste Unterscheidung zwischen Qualitäts- und Boulevard-Medien: Die einen appellieren an den Verstand, die anderen ans Ressentiment.
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Dr. Armin Wolf
Die Politiker kommen nicht ins Studio, um meine oder Lou Lorenz' Fragen zu beantworten, sie kommen wegen der 600.000 Menschen. Und die Fragen stören.
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Dr. Armin Wolf
EIN JAHR NACH der Dankesrede des "Robert Hochner-Preisträgers 2006". Seine Bilanz: Nein, es war keine Verschwörung. Keine strategisch ausgeheckte linke Konspiration unter den Auspizien des Präsidenten: erst erschleicht sich einer einen Preis, der in der würdigen Hofburg verliehen wird, hält dort mit präsidentiellem Segen eine monatelang präparierte "Brandrede", und tags darauf rückt SOS-ORF mit seiner Internet-Petition an, natürlich alles in Abstimmung mit Rot und Grün und nur mit dem Zweck eine bürgerliche ORF-Führung aus dem Amt zu schießen, um endlich wieder ungehindert "Rotfunk" zu betreiben. // Wahr ist vielmehr, dass vor einem Jahr viele, viele Journalisten im ORF verzweifelt waren. Weil sie ihre Arbeit nicht so tun konnten, wie sie es gelernt hatten. Weil in der Fernseh-Information ein Umgangston herrschte wie auf einer Galeere und weil als oberstes Motto für die Info-Sendungen galt: "Ruhe ist oberste Bürgerpflicht" und: "Nur keine Wellen". Das hatten wir schon mehr als vier Jahre lang und fünf weitere schienen sicher. Denn die ÖVP-Führung hatte sich längst darauf festgelegt, die Generaldirektorin nochmals zu bestellen und den Fernseh-Chefredakteur zum allmächtigen Infodirektor zu befördern. // In dieser Situation bekam ich einen Preis für "kritischen TV-Journalismus" verliehen. Ein Anlass, um über die Rahmenbedingungen für kritischen TV-Journalismus in Österreich zu sprechen. Das hieß aber, über meinen Arbeitgeber zu reden, denn nennenswerten politischen Fernsehjournalismus gibt es hierzulande nur im ORF. Natürlich wollte ich nicht über Interna reden - die gehören intern ausgestritten. Aber der Zustand der Informationsabteilung im Fernsehen war vor allem auch ein demokratiepolitisches Problem. // Die totale Zentralisierung mit einem Chefredakteur, der für alle Info-Sendungen direkt verantwortlich war und der tagtäglich vorgab, was Thema war und vor allem, was kein Thema war (Diskussion: möglich, aber fast immer zwecklos). Dazu der brutale Druck der Regierungskoalition auf den ORF: Das waren keine internen Befindlichkeiten mehr, sondern eine nachhaltige Bedrohung für das wichtigste Forum demokratischen Diskurses in diesem Land, was nicht heißt, dass es früher keinen politischen Druck auf den ORF gegeben hätte - den gab es. Viel zu sehr. Und trotzdem hatte er zuletzt eine neue "Qualität" erreicht. // Darüber habe ich zwölf Minuten lang gesprochen - und die Standing Ovations meiner ORF-Kollegen und mehrere hundert E-Mails in den Tagen darauf ließen ahnen, dass nicht nur ich das so erlebte. Von den Vorbereitungen zu SOS-ORF wusste ich an diesem Tag noch gar nichts, aber die Debatte, die ich anstoßen wollte, ging los und wurde viel lauter, als ich das je erwartet hatte. // Wenige Tage später ging SOS-ORF ins Netz und an die Öffentlichkeit - und das Beeindruckende an dieser zivilgesellschaftlichen Spontanaktion war ihre politische Breite: gestandene Konservative wie Paul Schulmeister und Fritz Csoklich engagierten sich neben Barbara Coudenhove, Peter Huemer und Elfriede Jelinek, Gerd Bacher ließ an seiner Sympathie keine Zweifel. Ein paar couragierte Kollegen (Lorenz Gallmetzer, Christian Schüller und Hannes Fischer) erzählten im profil erstmals öffentlich über das verheerende Klima in der Info-Redaktion, was den Anstoß zu einer bisher einmaligen Untersuchungskommission gab. // Und trotzdem wäre das alles vielleicht verpufft - mit Getöse von der Süddeutschen bis zur NZZ, aber letztlich ohne Wirkung -, hätte sich nicht ein politisches Mondfenster aufgetan. Die schwarz-orange Koalition war wenige Monate vor der Wahl am Zerbröseln und frühere Treueschwüre des BZÖ galten plötzlich nicht mehr. Die "Regenbogen-Koalition" entstand - am Ende noch verstärkt um die schwarzen Betriebsräte, die sich in letzter Minute auf die Siegerseite schlugen. // Und: Hat es sich ausgezahlt? Allemal. // Ist jetzt alles perfekt? Natürlich nicht. // Im ORF ist nie alles perfekt. Das ist nun mal so in Großunternehmen, in öffentlichen und ziemlich bürokratisierten wahrscheinlich noch mehr. Aber was die Freiheit der Fernseh-Information angeht - und die war das Thema meiner Rede -, so ist sie heute wieder unvergleichlich größer, als sie in den Lindner/Mück-Jahren war und auch in den letzten beiden Jahren unter Gerhard Weis. Die strikte Zentralisierung ist abgeschwächt, TV-Magazine und aktuelle Information wurden getrennt. Alle größeren Sendungen und die "ZiBs" haben eigene Sendungsverantwortliche und kleine Teams. Ich persönlich würde mir noch mehr wünschen: größere eigenständige Redaktionen, die miteinander in Konkurrenz stehen, als strukturelle Garantie für maximalen Pluralismus. Aber es war ein großer Schritt in die richtige Richtung. // Dazu kommt: ein neuer Chefredakteur, der seine Mannschaft arbeiten lässt. Und der politische Druck auf die Redaktionen ist dramatisch geschrumpft. Warum, ist mir, ehrlich gesagt, zum Teil ein Rätsel. Der "Regenbogen" ist wohl politisch zu disparat, um gemeinsam Pressionen auszuüben. Da tat sich die vorherige Regierung deutlich leichter. Und SPÖ und ÖVP haben offenbar noch zu viel Arbeit miteinander, um den ORF niederzuintervenieren. Angeblich, so hört man, landen trotzdem recht massive "Wünsche" aller möglichen Parteien beim neuen Informationsdirektor. Falls das so ist, gibt er sie jedenfalls nicht direkt nach unten weiter. Gut so. Möglicherweise ist das alles auch nur ein kurzer, sonniger Honeymoon - bis sich die Koalition wieder an die gemeinsame Macht gewöhnt hat und den ORF wieder in die Zange nimmt. Hoffentlich haben wir uns bis dahin wieder so an unsere Freiheit gewöhnt, dass wir sie uns nicht mehr nehmen lassen. // Natürlich machen wir noch immer Fehler. Aber jetzt sind es wenigstens die Fehler, die wir selbst machen. Aus denen können wir lernen. Und wenn in den letzten Wochen tatsächlich die Streifen im "ZiB"-Studio das größte Problem in der Fernseh-Information waren - dann hat es sich definitiv ausgezahlt.
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Dr. Armin Wolf
Es gibt bei den "Sommergesprächen" kein Mitspracherecht der Politiker. Es wird 1 : 1 aufgezeichnet und nicht geschnitten.
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Dr. Armin Wolf
Es gibt vielleicht drei Politiker in diesem Land, mit denen ich per Du bin. Ich bin kein großer Freund der österreichischen Verhaberei.
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Dr. Armin Wolf
Fragen als Textbausteine? Die Schreibprogramme der ganz frühen Computer hatten das. Für bestimmte Anfragen gab es abgespeicherte Textbausteine, damit man nicht alles neu schreiben musste. Politiker haben das mittlerweile auch. Für bestimmte Fragen gibt es vorbereitete Antworten - egal, ob das jetzt zum Thema passt oder nicht.
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Dr. Armin Wolf
Gut eineinhalb Stunden noch, dann geht für exakt 4.887 Österreicher ihr Geburtstag zu Ende. Alles Gute! So viele wurden nämlich an einem 29. Februar geboren. Jeden anderen Tag des Jahres feiern im Schnitt knapp 19.500 Österreicher Geburtstag. Deutlich mehr sind es übrigens am 22. September, dem häufigsten Geburtstag im Land mit konkret 21.035. Wenn Sie vom 22. September zurückrechnen kommen Sie drauf, wie Ihre Eltern die Weihnachtsfeiertage verbracht haben.
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Dr. Armin Wolf
Ich habe einmal an einem Seminar "NLP für Interviewer" teilgenommen. Das habe ich mir einen Tag lang angehört und dann beschlossen, das ist nichts für mich. So ein Live-Interview ist ein komplexe Geschichte. Dann auch noch darauf zu achten, schaut der nach links oben oder nach rechts, weil das angeblich besagt, ob er lügt oder nicht, das hat mich überfordert. Ich versuche mich einfach ordentlich vorzubereiten. Der Hauptteil meines Jobs ist ja, vor dem Interview so viel zu wissen, dass ich merke, wenn ich angelogen werde.
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Dr. Armin Wolf
Ich versuche Menschen für das zu interessieren, was wir machen. Es ist verboten, das Publikum zu langweilen. Ganz lang konnten wir die Zuseher dazu zwingen, Politik anzuschauen. 1980 wurde in Österreich um 19.30 Uhr auf FS1 und FS2, wie es damals hieß, die "ZiB" gezeigt. Mehr Sender gab es nicht. Das funktioniert heute nicht mehr. Mit Verführung bringt man aber nie die Quoten zusammen, die man mit Zwang erreicht.
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Dr. Armin Wolf
Ich würde total gerne das perfekte Interview machen! Der Anspruch ist, alles was ich mache, so gut zu machen wie ich kann. Da bin ich echt ehrgeizig.
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Dr. Armin Wolf
Kritik? Jeden Tag, wenn ich nach der "ZiB 2" nach Hause fahre, weiß ich, wie es besser gegangen wäre. Es ist eine langsame asymptotische Annäherung. Ein stetes Lied.
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Dr. Armin Wolf
Lächeln ist der härteste Job der Welt.
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Dr. Armin Wolf
Ob ein öffentlich-rechtliches Medium völlig ohne Einfluss der Politik geführt werden kann? Es ist legitim, wenn sie sich auf das Setzen von Rahmenbedingungen beschränkt. Aber wenn die Politik Posten bis ins zweite oder dritte Glied vergibt oder oder darüber befinden will, ob irgendwelche Geschichten auf Sendung gehen oder nicht, wird es einfach unanständig.
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Dr. Armin Wolf
Ob ich Ex-Chefredakteur Werner Mück vermisse? Sie meinen den, der jetzt fürs Wetterpanorama zuständig ist und dort drauf schaut, dass die Kameras immer schön nach rechts schwenken? Nein.
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Dr. Armin Wolf
Ob ich via Twitter meinungsbildend wirke? Mir geht es als Journalist - auch wenn's pathetisch klingt - um so was wie politische Aufklärung.
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Dr. Armin Wolf
Politiker wollen in den sechs Minuten Sendezeit vor 600.000 Zusehern am liebsten eine Rede halten. Ich hingegen will in den sechs Minuten ein paar Fragen unterbringen.
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Dr. Armin Wolf
Sie müssen mich eine Frage stellen lassen, sonst ist es kein Interview. (Im Gespräch mit Magna-Gründer Frank Stronach).
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Dr. Armin Wolf
Twitter ein Marketingtool? Twitter ist für mich das ideale Tool zur Selbstpromotion.
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Dr. Armin Wolf
Twitter gefällt mir, weil es schnell geht und einen zwingt, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
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Dr. Armin Wolf
Was Twitter für mich bedeutet? Twitter ist für mich eine Nachrichtenagentur, ein Rechercheinstrument, ein Mittel zum Dialog und ein Marketingtool.