Zitate zu "Gedicht"
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Dr. Ingeborg Bachmann
Hinter der Welt wird ein Baum stehen, eine Frucht in den Wipfeln, mit einer Schale aus Gold. Lass uns hinübersehen, wenn sie im Herbst der Zeit in Gottes Hände rollt.
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Wilhelm Busch
Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, das man läßt.
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Wilhelm Busch
DIE UHR - Fürwahr, ein feines Kunstwerk ist die Uhr! Der Wilde zwar, nach dummer Väterweise, besitzt noch nicht ein solches Zeitgehäuse, denn was ihn drückt, ist Mangel an Kultur. Wir dahingegen, die schon mehr gescheit, sind längst beseelt vom Geist der Pünktlichkeit. Unfehlbar sicher trifft die Exzellenz bei Hofe ein zur höchsten Audienz. Der Herr Beamte, immer tatenfroh, erscheint auf die Minute im Büro. Dem Reiseonkel, selbst in größter Hast, passiert es nie, dass er den Zug verpasst. Der Schüler, dem das Lernen ein Genuss, weiß ganz genau, wann er zur Stunde muss. Und der Soldat erst recht ist prompt am Platz bei der Parade wie bei seinem Schatz. Kurzum, präzis benimmt sich fast ein jeder. Das macht allein die kleine stramme Feder, die innerlich das runde Ding bewegt, was man als Mensch von pünktlicher Dressur zu Nutz und Zier am warmen Busen trägt. Sehr häufig zieht der Jüngling sie herfür und macht damit auch andern ein Pläsir.
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Wilhelm Busch
Ein Mensch sitzt kummervoll und stier, vor einem weißen Blatt Papier. Jedoch vergeblich ist das Sitzen - auch wiederholtes Bleistiftspitzen schärft statt des Geistes nur den Stift. Selbst der Zigarre bitt'res Gift, Kaffee gar, kummervoll geschlürft, den Geist nicht aus den Tiefen schürft. Darinnen er, gemein verbockt, höchst unzugänglich einsam hockt. Dem Menschen kann es nicht gelingen, ihn auf das leere Blatt zu bringen. Der Mensch erkennt, dass es nichts nützt, wenn er den Geist an sich besitzt. Weil Geist uns ja erst Freude macht, sobald er zu Papier gebracht.
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Wilhelm Busch
Lasst uns liegen, singen, trinken, und wir pfeifen auf die Zeit, selbst ein leises Augenwinken zuckt durch alles Ewigkeit.
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Wilhelm Busch
Seid mir nur nicht gar zu traurig, dass die schöne Zeit entflieht, dass die Welle kühl und schaurig uns in ihre Wirbel zieht. Dass des Herzens süße Regung, dass der Liebe Hochgenuss, jene himmlische Bewegung, sich zur Ruh' begeben muss. Lasst uns liegen, singen, trinken, und wir pfeifen auf die Zeit, selbst ein leises Augenwinken zuckt durch alles Ewigkeit.
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Johann Christian Günther
Brüder laßt uns lustig sein, weil der Frühling währet und der Jugend Sonnenschein unser Laub verkläret.
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André Heller
Es ist ein unheiliges Wunder um dieses Wien. / Überall tragen die Menschen einen Zirkus / Unter dem Herzen, mit richtigen Seiltänzern, / einem Königstiger und Reifenspringern. / Über allem ein Zelt und Tausende Fahnen. // Im Frühjahr lehren sie ihre Kinder das ABC / und sprechen von Türkischem Honig. / Sie machen Geschäfte mit der Sonne / und tragen die Pelze ins Dorotheum. / Es stirbt einer, den sie hinausbegleiten / und alle beneiden: // Eine Papierrose für Ferdinand Raimund. / Eine Jungfrau für Konrad Bayer. / Eine Postkarte für Peter Altenberg. / Ein Feuerwerk für Johann Nestroy. / Einen Spaziergang für Arthur Schnitzler. / Ein Megaphon für Karl Kraus. / Einen Junimorgen für Joseph Roth. / Eine Zigarettendose für Gustav Klimt. / Einen Stadtteil für Josef Matthias Hauer. / Eine Taschenlampe für Ludwig Wittgenstein. / Ein Motorrad für Abraham-a-Santa-Clara. / Einen View-Master für Sigmund Freud. / Einen Ohrring für Josef Kainz. / Einen Regenbogen für Egon Friedell. / Eine Nähmaschine für Adolf Loos. / Ein Kartenhaus für meinen Vater.
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Hermann Hesse
Wenn der Schnee auf Wald und Garten fällt, / Ist es nur ein leichtes Ruhedach, / Unter dem ermüdet diese Welt / Eine Weile schläft. Bald wird sie wach.
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Christian Morgenstern
Alles ist von Wichtigkeit, alles ist nicht gar so wichtig. Nur die rechte Sichtigkeit, und du wandelst richtig.
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Christian Morgenstern
AN MEINE TASCHENUHR - Du schlimme Uhr, du gehst mir viel zu schnell, und doch - dich schauend, seh' ich selber hell. Unschuldig Räderwerk, was schelt' ich dich? Ich geh' zu langsam, ach zu langsam - ich.
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Christian Morgenstern
DIE KORFSCHE UHR - Korf erfindet eine Uhr, die mit zwei Paar Zeigern kreist und damit nach vorn nicht nur, sondern auch nach rückwärts weist. Zeigt sie zwei, - somit auch zehn, zeigt sie drei, - somit auch neun, und man braucht nur hinzuseh'n, um die Zeit nicht mehr zu scheu'n. Denn auf dieser Uhr von Korfen mit dem janushaften Lauf, dazu ward sie so entworfen: hebt die Zeit sich selbst auf.
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Christian Morgenstern
Siehe, wie wunderlieblich der Abend lacht! O nun singe noch, Seele, dein Lied vor Nacht! O nun singe noch dein wunderliebliches Lied, ehe der Tag auf rosiger Wolke von hinnen zieht!
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Joachim Ringelnatz
Der Schnee ist weiß, wo nicht Menschen sind. / Der Schnee ist weiß für jedes Kind. / Und im Frühling, wenn die Schneeglöckchen blüh'n, / wird der Schnee wieder grün.
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Joachim Ringelnatz
In Hamburg lebten zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen. Bei Altona auf der Chaussee, da taten ihnen die Beine weh. Und da verzichteten sie weise, dann auf den letzten Teil der Reise.
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Joachim Ringelnatz
Schenke herzlich und frei! / Schenke dabei, / Was in dir wohnt, / An Meinung, Geschmack und Humor, / So dass die eigene Freude zuvor / Dich reichlich belohnt. // Schenke groß oder klein, / Aber immer gediegen! / Wenn die Bedachten / Die Gaben wiegen, / Sei dein Gewissen rein. // Schenke mit Geist ohne List! / Sei eingedenk, / Dass Dein Geschenk / Du selber bist!
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Joachim Ringelnatz
War einmal ein Bumerang; / War ein Weniges zu lang. / Bumerang flog ein Stück, / Aber kam nicht mehr zurück. / Publikum - noch stundenlang - / wartete auf Bumerang.
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Friedrich Rückert
Die Rose stand im Tau, es waren Perlen grau, als Sonne sie beschienen, wurden sie zu Rubinen.
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Friedrich Rückert
O wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück! Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück.
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Friedrich Johann Christoph Schiller
Arbeit ist des Bürgers Zierde, / Segen ist der Mühe Preis: / Ehrt den König seiner Würde, / Ehret uns der Hände Fleiß.