Zitate von Dr. Frank-Walter Steinmeier
Ein bekanntes Zitat von Dr. Frank-Walter Steinmeier:
Der entscheidende Durchbruch im Kampf gegen die Pandemie, die Impfstoffentwicklung in Rekordzeit - die gelang hier, in der freien Wissenschaft, dank brillanter Forscherinnen und mutiger Unternehmer, hier in Mainz, in Deutschland, mit unseren Partnern in Europa und den USA. Wir sollten, bei aller notwendigen Selbstkritik, unser Licht nicht unter den Scheffel stellen! (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
Informationen über Dr. Frank-Walter Steinmeier
12. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland seit 19. 3. 2017, Rechtswissenschafter, SPD-Politiker, 1999 - 2005 Chef des Bundeskanzleramtes, 22.11.2005 - 28.10.2009 und 17.12.2013 - 27.1.2017 Bundesminister des Auswärtigen Amtes (Deutschland, 1956).
Dr. Frank-Walter Steinmeier · Geburtsdatum
Dr. Frank-Walter Steinmeier ist heute 69 Jahre, 2 Monate, 28 Tage oder 25.290 Tage jung.
Geboren am 05.01.1956 in Detmold
Sternzeichen: ♑ Steinbock
Unbekannt
Weitere 84 Zitate von Dr. Frank-Walter Steinmeier
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Es gibt manche, die sagen, die liberale Demokratie sei auf dem Abstieg. Dieses Jahrhundert, sagen andere, werde das Zeitalter der Autoritären, der harten Hand. Sie merken es: Ich halte nichts von solchen Abgesängen. (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Es ist jetzt an der Zeit, dass das Problemlösen wieder zum Kerngeschäft von Politik wird.
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Es sind viele Millionen in unserem Land, die sich um mehr kümmern als um sich selbst; die Verantwortung übernehmen für die Nachbarschaft, das Dorf, die Region; die helfen, wo Hilfe nötig ist. Nichts ist wertvoller als das, und das macht mich stolz auf unser Land und seine Menschen. Und weil das einzigartig ist und uns von vielen anderen Ländern unterscheidet, bin ich mir eben so sicher, dass wir den Stürmen der Zeit trotzen und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft schenken werden!
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Es verlangt Mut! Mut nach vorn in Richtung Zukunft zu denken - nicht darauf zu hoffen, die Antworten in der Vergangenheit zu finden. Mut, unsere Geschicke selbst in die Hand zu nehmen - ohne Monarch oder "großen Bruder" oder selbsternannte "starke Männer". Mut ist das Lebenselixier der Demokratie - so wie die Angst der Antrieb von Diktatur und Autokratien ist. Deshalb: Die Staatsform der Mutigen - das ist die Demokratie!
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Gute Außenpolitik kann sich nicht an Umfragen orientieren, deren Gehalt dürfen Sie nicht überschätzen. Auch Reflexe zählen in der Politik weniger, als Sie vielleicht vermuten. Wir bemühen uns - nicht nur während unserer Ratspräsidentschaft - um eine kohärente und partnerschaftliche Außenpolitik, die sich klar am Ziel des Friedens ausrichtet.
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Guten Abend Ihnen allen an diesem zweiten Ostern in der Pandemie. Vor einem Jahr hatten wir uns aufs nächste Ostern gefreut, auf einen Frühling ohne Pandemie. Aber unsere Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil, die dritte Welle trifft uns gerade mit aller Härte. Ich weiß, nach 13 Monaten helfen Durchhalteparolen nicht weiter. All die Appelle zu Geduld und Vernunft und Disziplin werden stumpf in diesen zermürbenden Zeiten. Ein Gefühl von Ohnmacht und Frust macht sich breit, und so kommt zu den Sorgen über Gesundheit, Schule, Arbeit, Wirtschaft eine weitere Dimension hinzu: eine Krise des Vertrauens. Vor allem deshalb wende ich mich heute an Sie. Vertrauen - das beruht in einer Demokratie auf einer sehr fragilen Übereinkunft zwischen den Bürgern und ihrem Staat: Du, Staat, tust Deinen Teil; ich Bürger tue meinen. Ich weiß: Sie, die Bürgerinnen und Bürger, tun in dieser historischen Krise Ihren Teil! Sie leisten viel, und Sie verzichten auf viel. Bei manchen geht es im Lockdown längst nicht mehr um verlorenes Einkommen, es geht um die blanke Existenz. Umso mehr verstehe ich die Ungeduld, den Frust über die Rückschläge der vergangenen Monate. Es ist viel getan worden, auch viel gelungen. Trotzdem: Es gab Fehler - beim Testen, beim Impfen, bei digitalen Lösungen. Die Pandemie hält unserem Land den Spiegel vor: der Hang zum Alles-regeln-Wollen, unsere Angst vorm Risiko, das Hin- und Herschieben von Verantwortung. Wie wir das ändern und wie wir auch unsere Institutionen krisentauglicher machen, all das wird aufzuarbeiten sein. Jetzt aber sind wir mitten in der dritten Welle! Und jetzt braucht es alle Kraft von allen Seiten, um sie zu brechen. Die nächsten Wochen werden noch einmal herbe Einschränkungen fordern, das wissen Sie so gut wie ich. Umgekehrt will ich Ihnen versichern: So wie die Pandemie Ihnen viel abverlangt, so dürfen Sie auch viel von der Politik verlangen. Ihre Erwartung an die Regierenden ist klar: Rauft euch zusammen! Natürlich gibt es nicht den einen Königsweg heraus aus der Pandemie. Und deshalb braucht es den politischen Streit - aber der Streit darf nicht zum Selbstzweck werden. Bund oder Land, Partei oder Koalition, Umfragen rauf oder runter, das darf jetzt nicht die Hauptrolle spielen! Wir brauchen Klarheit und Entschiedenheit, wir brauchen verständliche und pragmatische Regelungen, damit die Menschen Orientierung haben, damit dieses Land wieder das aus sich herausholen kann, was in ihm steckt. Doch seien wir ehrlich. Rauft euch zusammen! - das ist berechtigt, aber es reicht nicht. Raufen wir uns alle zusammen, liebe Landsleute! Holen wir raus, was in uns steckt! Empören wir uns nicht nur über die anderen oder über die da oben. Zeigen wir doch nicht ständig, was nicht geht, sondern dass es geht, wenn alle ihren Teil tun. Das ist mir wichtig, wenn ich von Vertrauen spreche. Denn am Ende ist Vertrauen in der Demokratie nichts anderes als dies: uns selbst vertrauen! Und dafür haben wir jeden Grund. In Rekordzeit wurden Impfstoffe entwickelt - ganz wesentlich hier in Deutschland. Jetzt geht es weiter: Die Impfstofflieferungen ziehen in den kommenden Wochen kräftig an, die Produktion in Europa wird ausgebaut, die Hausärzte steigen jetzt ins Impfen ein. Ich habe vorgestern meine erste Impfung erhalten, und ich vertraue allen - ich betone: allen - in Deutschland zugelassenen Impfstoffen. Das Impfen ist der wichtigste Schritt auf unserem Weg aus der Pandemie also nutzen Sie die Möglichkeiten! Machen Sie mit! Leider ist der Weg länger als erhofft. Nicht nur für uns - viele unserer Nachbarn trifft es sogar noch deutlich härter. Manch andere sind weiter als wir. Am Ziel jedenfalls ist noch keiner. Und Bilanz sollten wir erst am Ende ziehen. Wissen Sie noch? Vor einigen Monaten, nach der ersten Welle, da wollten wir uns schon mit Genugtuung als Pandemieweltmeister sehen. Und heute? Das glatte Gegenteil. Heute überbieten wir uns geradezu in Schwarzmalerei. Ich frage mich: Warum muss es in Deutschland eigentlich immer der Superlativ sein - himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt? Die Wahrheit ist: Wir sind nicht Pandemieweltmeister, wir sind aber auch nicht Totalversager. Sondern wir sind die Bundesrepublik Deutschland. Wir zweifeln viel, aber wir können auch viel! Und aufs Können, nicht aufs Zweifeln, kommt es jetzt an. Wir leben zusammen in diesem Land, und wir wollen gemeinsam eine gute Zukunft. Also: Haben wir doch Vertrauen in uns, und geben wir acht aufeinander! Liebe Landsleute, für Christen bedeutet Ostern die Gewissheit, dass der Tod und das Bedrückende nicht das letzte Wort haben - und ein Fest der Hoffnung soll es für alle Menschen in unserem Lande sein. Zu dieser Hoffnung haben wir guten Grund. Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest.
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Herr Präsident, sehr geehrte Delegierte, verehrte Mitbewerber, meine Damen und Herren. // "Ihr macht mir Mut!" // Dieser Zuruf einer jungen Frau - damals vor zwei Jahren - hat lange in mir nachgehallt; und heute gebe ich ihn an Sie weiter: Von Herzen danke ich Ihnen, den Mitgliedern dieser Bundesversammlung, für die Ermutigung, mit der Sie mich heute auf den Weg in das höchste Amt unseres Staates senden. Ihre Wahl erfüllt mich mit großer Freude, und mein großer Respekt vor diesem Amt bleibt. // Mein Respekt ist umso größer, weil Joachim Gauck hier vor mir sitzt: ein Bundespräsident, der diesem Amt und unserem Land gut getan hat. Ein Präsident, der für die Freiheit spricht; und der das Glück der Freiheit mit jeder Faser verkörpert. Ihnen, verehrter Herr Präsident, gilt mein, und ich bin sicher: unser aller tiefer Dank! // Ich danke allen, die mich gewählt haben, für ihr Vertrauen. Und denen, die mich nicht unterstützt haben, gebe ich ein Versprechen: In gleichem Respekt vor allen demokratischen Parteien, vor Regierung und Opposition, in Respekt vor dem Vielklang der Stimmen in unserer Demokratie, werde ich dafür arbeiten, auch Ihr Vertrauen zu gewinnen. Denn ich weiß: Wir leben in stürmischen Zeiten. Viele in unserem Land sind verunsichert. Die Welt - das hat der ein oder andere vermutlich von mir schon mal gehört - scheint aus den Fugen. Aber viele fragen auch: Was ist eigentlich der Kitt - der Kitt, der unsere Gesellschaft im Kern zusammenhält? Und hält dieser Kitt auch für die Zukunft? Andere fragen: Wenn die Welt unsicherer wird, und wenn unser Land mit dieser Welt so eng verflochten ist, was bedeutet das für unsere Sicherheit, für unsere Zukunft? Diese Sorgen spüre ich in unserem Land, und ich nehme sie ernst. // Aber, meine Damen und Herren, als Außenminister habe ich auch etwas anderes erfahren: "Ihr macht mir Mut!" // Es war eine junge Frau in Tunesien, die diesen Satz zu mir gesagt hat - eine Aktivistin, die sich in ihrer Heimat für Demokratie und Menschenrechte engagiert. Und als sie diesen Satz sagte, da meinte sie nicht mich oder meine Delegation, sondern unser Land war gemeint. "Ihr Deutschen macht mir Mut!", hat sie gesagt. // Meine Damen und Herren: Ist es nicht erstaunlich - ist es nicht eigentlich wunderbar, dass dieses Deutschland, "unser schwieriges Vaterland", wie Gustav Heinemann es nannte, für viele auf der Welt ein Anker der Hoffnung geworden ist? // Wir machen anderen Mut - nicht weil alles gut ist in unserem Land. Sondern weil wir gezeigt haben, dass es besser werden kann! Dass nach Kriegen Frieden werden kann; und nach Teilung Versöhnung; dass nach der Raserei der Ideologien so etwas einkehren kann wie politische Vernunft; dass uns vieles geglückt ist in unserem Land. // An all das erinnert uns dieser Tag - der Tag der Bundesversammlung! // Als Theodor Heuss vor der ersten Bundesversammlung stand, da räumten die Menschen in Deutschland den Schutt von Krieg und Diktatur beiseite; da bauten sie Stein um Stein die Bundesrepublik auf - eine Demokratie, die damals nur auf dem Fundament des Westens festen Halt finden konnte. Und wenn dieses Fundament heute anderswo wackelt, dann müssen wir umso fester zu ihm stehen! Als später Roman Herzog hier vor der Bundesversammlung stand, da war die deutsche Wiedervereinigung noch jung. Da wehte der Wind des Aufbruchs durchs Land - aber da gab es auch Ängste vor dieser neuen Zukunft. Doch die Lockrufe derer, die schon damals zündelten mit Fremdenfeindlichkeit und Ressentiments, die hat unsere Gesellschaft damals überwunden, und ich bin sicher, das werden wir auch heute! // Als Johannes Rau hier stand, da sah sich das geeinte Deutschland durch den Einsatz auf dem Balkan mit schwierigen außenpolitischen Entscheidungen konfrontiert. Mit einer neuen Verantwortung in der Welt, die bis heute noch weiter gewachsen ist, und die wir angenommen haben. // Meine Damen und Herren: Wir haben vieles miteinander gemeistert, und nicht immer waren die Zeiten einfach. Der Blick auf die Welt und auch auf Europa lehrt uns: Auch heute ist eine schwere Zeit. Aber, meine Damen und Herren: sie ist unsere! Sie liegt in unserer Verantwortung. Und wenn wir anderen Mut machen wollen, dann brauchen wir auch selber welchen. Wir brauchen den Mut, zu sagen, was ist . . . - und was nicht ist! Der Anspruch, Fakt und Lüge zu unterscheiden, das Vertrauen in die eigene Urteilskraft - sie sind das stolze Privileg eines jeden Bürgers, und sie sind Voraussetzung von Demokratie. // Wir brauchen den Mut, einander zuzuhören; die Bereitschaft, das eigene Interesse nicht absolut zu setzen; das Ringen um Lösungen in einer Demokratie nicht als Schwäche zu empfinden; die Realität nicht zu leugnen, sondern sie verbessern zu wollen. // Und wir brauchen den Mut, zu bewahren, was wir haben! Freiheit und Demokratie in einem vereinten Europa - dieses, unser Fundament wollen wir verteidigen. Es ist nicht unverwundbar - aber es ist stark. Nein, wir leben nicht auf einer Insel der Seligen. Wir sind Teil einer Welt mit ihren Risiken, und Risiken gibt's auch bei uns. Aber: Kaum irgendwo auf der Welt gibt es mehr Chancen als bei uns. Wer, meine Damen und Herren, wenn nicht wir, kann guten Mutes sein? Deshalb, liebe Landsleute: Lasst uns mutig sein! Dann ist mir um die Zukunft nicht bange.
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Ich danke Ihnen für das Vertrauen derer, die für mich gestimmt haben. Und ich bitte um das Vertrauen derer, die es heute nicht tun konnten. Das Amt des Bundespräsidenten ist ein überparteiliches, und ich verspreche Ihnen: So werde ich es weiterführen. Meine Verantwortung gilt allen Menschen, die in unserem Land leben. (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Ich danke Ihnen! Ich danke für das Vertrauen derer, die für mich gestimmt haben. Und ich bitte um das Vertrauen derer, die es heute nicht tun konnten. Das Amt des Bundespräsidenten ist ein überparteiliches, und ich verspreche Ihnen: So werde ich es weiterführen. Meine Verantwortung gilt allen Menschen, die in unserem Land leben. Überparteilich werde ich sein, ja - aber ich bin nicht neutral, wenn es um die Sache der Demokratie geht. Wer für die Demokratie streitet, der hat mich auf seiner Seite. Wer sie angreift, wird mich als Gegner haben! Dass Sie mir dieses Amt für weitere fünf Jahre anvertrauen, bewegt mich sehr. Es ist mir eine Ehre, eine Freude. Meine Freude aber wäre größer, wenn die Bundesversammlung unter anderen Bedingungen stattfinden könnte, ohne die Beschränkungen der Pandemie. Aber wichtiger noch: Meine Freude wäre größer, wenn unsere Bundesversammlung nicht in eine Zeit der Sorge fiele, Sorge um den Frieden in Europa. Die Abwesenheit von Krieg auf unserem Kontinent war uns zur Gewohnheit geworden - geschützt von Freunden, in Frieden mit den Nachbarn, seit über dreißig Jahren wiedervereint. Welch ein Glück für unser Land! Doch in diesen Tagen lernen wir neu, was wir hätten wissen können: Frieden ist nicht selbstverständlich. Er muss immer wieder erarbeitet werden, im Dialog, aber wo nötig, auch mit Klarheit, mit Abschreckung, mit Entschlossenheit. All das braucht es jetzt. Zur Klarheit gehört eines: Man mag viel diskutieren über die Gründe der wachsenden Entfremdung zwischen Russland und dem Westen. Nicht diskutieren kann man dies: Wir sind inmitten der Gefahr eines militärischen Konflikts, eines Krieges in Osteuropa. Und dafür trägt Russland die Verantwortung! Russlands Truppenaufmarsch kann man nicht missverstehen. Das ist eine Bedrohung der Ukraine und soll es ja auch sein. Aber die Menschen dort haben ein Recht auf ein Leben ohne Angst und Bedrohung, auf Selbstbestimmung und Souveränität. Kein Land der Welt hat das Recht, das zu zerstören - und wer es versucht, dem werden wir entschlossen antworten! Nicht nur in der Ukraine, in vielen Ländern Osteuropas wächst die Angst. Deshalb stehen wir an der Seite der Esten, der Letten, der Litauer; wir stehen gemeinsam mit Polen, Slowaken und Rumänen und allen Bündnispartnern: Sie können sich auf uns verlassen. Deutschland ist Teil der NATO und der Europäischen Union. Ohne sie würden wir Deutsche nicht in Einheit und Freiheit leben. Das vergessen wir nicht. Ohne jede Zweideutigkeit bekennen wir uns zu den Verpflichtungen in diesem Bündnis. Verehrte Delegierte, unsere Gemeinschaft ist die Gemeinschaft liberaler Demokratien, die die Stärke des Rechts über das Recht des Stärkeren stellt. Ich weiß wohl: In den Augen von autoritären Herrschern gelten demokratische Institutionen als schwach. Dort, wo alle Macht in einer Hand konzentriert ist, verachtet man eine Versammlung wie diese als belangloses Ritual. Dort gelten demokratische Entscheidungsprozesse als Schwäche, das Recht als Bremsklotz, das Bemühen um Freiheit und Glück der Bürgerinnen und Bürger als naiv. Aber ich kann Präsident Putin nur warnen: Unterschätzen Sie nicht die Stärke der Demokratie! Warum bin ich da so sicher? Unsere Demokratie ist stark, weil sie getragen wird von ihren Bürgerinnen und Bürgern. Weil sie ihre Kraft nicht mit Unterdrückung, nicht mit Drohung nach außen und Angst im Inneren erkauft. Weil sie den Menschen mehr zu bieten hat als Ideen von nationaler Größe und Herrschaft über andere. Demokratien sind nicht alle gleich, nein. Aber sie sind einander im Inneren verwandt. Und auch dies verbindet uns: Wir suchen nicht die Konfrontation nach außen. Das ist die gleichlautende Botschaft aus Washington, Paris und Berlin in diesen Tagen: Wir wollen friedliche Nachbarschaft in gegenseitigem Respekt. Bald jährt sich zum 50. Mal die Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki: Möge dieser Jahrestag nicht der Anlass sein, an dem wir uns in Ost und West das Scheitern der Bemühungen um dauerhaften Frieden in Europa eingestehen müssen. Arbeiten wir im Gegenteil für die Erneuerung dieses kostbaren Erbes. Ich appelliere an Präsident Putin: Lösen Sie die Schlinge um den Hals der Ukraine! Suchen Sie mit uns einen Weg, der Frieden in Europa bewahrt! Unsere Demokratie ist stark - und auch die heutige Versammlung ist ein selbstbewusster Ausdruck dieser Stärke. Schauen Sie sich um in dieser großen Runde: Dass Sie alle heute hier sind, aus allen Teilen unseres Landes, allen Widrigkeiten der Pandemie zum Trotz, das zeigt: Wir achten unsere demokratischen Institutionen. Wir wissen, dass diese Demokratie von der Vielfalt lebt, die Sie alle heute repräsentieren. Und diese Versammlung zeigt noch etwas: Es gibt in diesem Land, jenseits der Logik von Regierung und Opposition, eine ganz breite Mehrheit für die Stärkung unserer Demokratie. So verstehe ich Ihren Auftrag. Und dafür will ich mein Bestes geben! Ich will an dieser Stelle aber auch meinen Respekt ausdrücken für meine Mitbewerberin und Mitbewerber in dieser Wahl. Gestatten Sie mir, sehr geehrter Professor Trabert, noch ein zusätzliches Wort. Sie haben mit Ihrer Kandidatur auf ein Thema aufmerksam gemacht, das mehr Aufmerksamkeit verdient: die Lage der Ärmsten und Verwundbarsten in unserem Land. Dafür gebührt Ihnen nicht nur Respekt, sondern ich hoffe, dass Ihr Impuls erhalten bleibt. Das Thema Obdachlosigkeit beschäftigt uns beide - Sie wissen es - seit langer Zeit. Warum schauen wir nicht, ob wir diesem drängenden Thema gemeinsam mehr Aufmerksamkeit verschaffen können? Ich würde mich freuen, wenn wir darüber ins Gespräch kämen. Verehrte Delegierte, unterschätzen wir nicht die Stärke der Demokratie. Aber unterschätzen wir auch nicht die Herausforderungen, vor denen sie steht! Gegner der Demokratie, von außen und von innen, säen in der Pandemie Zweifel an unserer Handlungsfähigkeit, an unseren Institutionen, an der freien Wissenschaft und den freien Medien. Ja, es stimmt: Unser Weg heraus aus der Pandemie ist kein geradliniger. Es gab Fehler und Fehleinschätzungen, auch bei uns. Aber man zeige mir ein autoritäres System, das besser durch die Pandemie gekommen wäre! Oder haben sich die selbsternannten starken Männer aller Welt nicht in Wahrheit selbst entzaubert in dieser Krise? Standen die Kaiser mit ihren protzigen Kleidern, mit ihren Schuldzuweisungen und Verschwörungstheorien, nicht am Ende ziemlich nackt da? Der entscheidende Durchbruch im Kampf gegen die Pandemie, die Impfstoffentwicklung in Rekordzeit - die gelang hier, in der freien Wissenschaft, dank brillanter Forscherinnen und mutiger Unternehmer, hier in Mainz, in Deutschland, mit unseren Partnern in Europa und den USA. Wir sollten, bei aller notwendigen Selbstkritik, unser Licht nicht unter den Scheffel stellen! Wenn ich auf unser Land blicke, dann sehe ich Menschen, die sich Monat für Monat durch diese Pandemie kämpfen - und zwar nicht, weil sie mit eiserner Hand dazu gezwungen werden. Sondern weil sie immer wieder selbst darum ringen, das Richtige zu tun, durchzuhalten, anzupacken! Die übergroße Mehrheit in unserem Land handelt verantwortungsvoll und solidarisch - seit zwei langen Jahren, die sich für viele anfühlen wie eine Ewigkeit. Als Ihr alter und Ihr neuer Bundespräsident möchte ich Ihnen von Herzen danken für diesen großen, gemeinsamen Kraftakt. Ganz herzlichen Dank dafür! Aber - wir spüren auch das andere. Wir spüren: Nach zwei Jahren Pandemie macht sich Frust breit, auch Enttäuschung, zunehmend Gereiztheit. Wir haben uns aufgerieben im Streit um den richtigen Weg, im Streit weit über die Politik hinaus: in den Betrieben, an den Schulen, unter Freunden, Kollegen, bis hinein in jede Familie. Die Pandemie hat tiefe Wunden geschlagen in unserer Gesellschaft. Ich möchte dabei helfen, diese Wunden zu heilen. Aber denen, die Wunden aufreißen, die in der Not der Pandemie Hass und Lügen verbreiten, die von "Corona-Diktatur" fabulieren und sogar vor Bedrohung und Gewalt nicht zurückschrecken, gegen Polizistinnen, Pflegekräfte oder Bürgermeister - denen sage ich: Ich bin hier, ich bleibe. Ich werde als Bundespräsident keine Kontroverse scheuen. Demokratie braucht Kontroverse. Aber es gibt eine rote Linie und die verläuft bei Hass und Gewalt. Und diese rote Linie müssen wir halten in diesem Land! Ich fürchte, die Gegner der Demokratie werden nach der Pandemie nicht leiser werden, sie werden sich neue Themen suchen und vor allem neue Ängste, von denen es reichlich gibt in dieser Zeit: Werden unsere Kinder noch denselben Lebensstandard haben wie wir heute? Kann ich Schritt halten mit dem Lauf der digitalen Welt? Fällt unser Land hinten runter im globalen Wettbewerb? Solche Sorgen sind Nährboden für die, die mit der Angst ihr politisches Geschäft betreiben. Und ich fürchte, sie tun es auch mit dem großen Thema unserer Zeit: dem Kampf gegen den Klimawandel. Diese große Aufgabe, die Transformation hin zu einer nachhaltigen Lebensweise auf unserem Planeten, die sucht kein Land, keine Regierung sich einfach aus. Sie ist nicht weniger als die Überlebensfrage der Menschheit. Und diese Aufgabe bringt uns in eine Epoche des Aufbruchs und des Umbruchs. Mehr Aufbruch, hoffen manche; mehr Umbruch, fürchten andere. Ich bin überzeugt: Wenn wir aus den großen Umbrüchen einen gemeinsamen Aufbruch machen wollen, dann geht das nicht durch staatliche Verordnung allein. Dann müssen wir Brücken bauen! Brücken bauen zwischen den Generationen; zwischen den Alteingesessenen und denen, die neu hinzukommen; Brücken zwischen Start-Up und Hochofen; zwischen Großstadt und plattem Land; zwischen den Gesprächen in der Kneipe und denen in Brüssel und Berlin. Kurzum: Wir brauchen Brücken in Richtung Zukunft, die breit und stark genug sind, dass wirklich alle darüber gehen können. Dafür will ich arbeiten! Und ich will das Gespräch darüber mitnehmen ins ganze Land, in die Winkel unserer Gesellschaft, fernab vom Selbstgespräch der Hauptstadt, das viele nicht erreicht. Ich will Orte besuchen, an denen Menschen Verluste erleben - und, ja: Es gibt Verluste. Es gibt Orte, die sich völlig neu erfinden müssen. Keiner dieser Orte liegt am Rand der Gesellschaft. Sie alle braucht es für die Zukunft. Sie alle braucht es für einen neuen Zusammenhalt. Es bleibt unsere Erfahrung: Transformation wird nur gelingen, wenn auch die Schwächeren etwas zu gewinnen haben. Und es bleibt unsere Gewissheit: Jeder, den wir verlieren, fehlt der Demokratie! Solche Gespräche brauchen vor allem eines: Zeit. Die müssen wir uns nehmen, wenn wir nicht dauerhaft aneinander vorbeireden, wenn wir uns nicht in falschen Konflikten verlieren wollen. Ich werde mir diese Zeit nehmen, und auf Zeit-Reise gehen durch unser Land. Der Übergang meiner Amtszeit fällt auf den 18. März, den Tag der Märzrevolution und der ersten freien Wahlen in der DDR. An diesem stolzen Tag unserer Demokratiegeschichte beginne ich meine Reise durch die Regionen, und verbringe - sehr bewusst - den ersten Tag der neuen Amtszeit in Ostdeutschland. Ich freue mich darauf. Liebe Delegierte, das Vertrauen, das Sie diesem Amt und das Sie mir entgegenbringen, ist ein kostbares Geschenk. Ich verspreche Ihnen: Ich werde behutsam und respektvoll damit umgehen. Ein Bundespräsident kann alte Gewissheiten nicht zurückholen. Natürlich nicht. Aber er kann helfen, Zukunftsangst zu nehmen und Zuversicht zu geben. Er kann daran erinnern, wie viele Krisen wir in siebzig Jahren erfolgreich überwunden haben, wie die Ostdeutschen eine Diktatur zu Fall brachten, wie wir an einem vereinten Europa mitgebaut haben. Er kann Menschen Mut machen, Verantwortung zu übernehmen, ihnen den Rücken stärken, wo immer sie sich engagieren und Lösungen suchen für die Probleme unserer Zeit. Vertrauen in Demokratie ist doch am Ende nichts anderes als Vertrauen in uns selbst. In unserem Grundgesetz steht schließlich nicht: "Alles Gute kommt von oben", sondern da steht: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." Das ist das Versprechen unserer Verfassung an uns Bürger. Aber darin liegt auch ein Versprechen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern: "Zieh Dich nicht zurück, sondern übernimm Verantwortung." Das ist die doppelte Natur der Demokratie: Sie ist Versprechen und Erwartung zugleich. Demokratie ist eine Zumutung. Und Mut zu machen zu dieser Zumutung - das genau ist meine Aufgabe. Es gibt manche, die sagen, die liberale Demokratie sei auf dem Abstieg. Dieses Jahrhundert, sagen andere, werde das Zeitalter der Autoritären, der harten Hand. Sie merken es: Ich halte nichts von solchen Abgesängen. Nein, nur eines ist gewiss: Die Zukunft ist offen. Und auf diese Offenheit hat niemand, kein Autokrat und keine Ideologie, bessere Antworten als die Demokratie. Also: Machen wir uns nicht selbst klein! Seien wir nicht ängstlich! Packen wir die Zukunft bei den Hörnern! Mögen die Autoritären doch ihre Eispaläste und Golfressorts bauen. Nichts davon ist stärker, nichts leuchtet heller als die Idee der Freiheit und Demokratie in den Köpfen und Herzen der Menschen! Jede und jeder von Ihnen, hier im Saal und im ganzen Land, jeder, der sich um mehr kümmert als nur sich selbst - der gewinnt ein Stück Zukunft für uns alle. Jeder und jede, die sich engagiert - im Beruf oder im Ehrenamt, im Gemeinderat oder im Verein - der kämpft den Kampf um die Zukunft der Demokratie! Jede und jeder, der anpackt, im Großen und im Kleinen - der bringt die Kraft der Demokratie zum Leuchten! Liebe Landsleute: Gehen wir's gemeinsam an. Ich freue mich auf das, was vor uns liegt! (Rede im Original-Wortlaut nach seiner Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Ich fürchte, die Gegner der Demokratie werden nach der Pandemie nicht leiser werden, sie werden sich neue Themen suchen und vor allem neue Ängste, von denen es reichlich gibt in dieser Zeit: Werden unsere Kinder noch denselben Lebensstandard haben wie wir heute? Kann ich Schritt halten mit dem Lauf der digitalen Welt? Fällt unser Land hinten runter im globalen Wettbewerb? Solche Sorgen sind Nährboden für die, die mit der Angst ihr politisches Geschäft betreiben. Und ich fürchte, sie tun es auch mit dem großen Thema unserer Zeit: dem Kampf gegen den Klimawandel. (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Ich möchte als Bundespräsident so etwas sein wie ein Gegengewicht zur Tendenz der grenzenlosen Vereinfachung - Respekt füreinander, Stärkung der Demokratie, Blick über den Tellerrand, Toleranz und Zusammenhalt.
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Ich weiß wohl: In den Augen von autoritären Herrschern gelten demokratische Institutionen als schwach. Dort, wo alle Macht in einer Hand konzentriert ist, verachtet man eine Versammlung wie diese als belangloses Ritual. Dort gelten demokratische Entscheidungsprozesse als Schwäche, das Recht als Bremsklotz, das Bemühen um Freiheit und Glück der Bürgerinnen und Bürger als naiv. Aber ich kann Präsident Putin nur warnen: Unterschätzen Sie nicht die Stärke der Demokratie! (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Ich will, dass diese Gesellschaft miteinander im Gespräch bleibt. Der Raum von Demokratie: das ist einer, in dem viele zu Wort kommen müssen, ja - in dem es aber auch ein paar geben muss, die zuhören. Ich will, dass wir uns rauswagen aus den Echokammern, auch aus mancher Selbstgewissheit der intellektuellen Ohrensessel. Und erst recht aus der Anonymität des Netzes, wo die Grenze zwischen Sagbarem und Unsäglichem immer mehr schwindet, wo eine Sprache von aggressiver Maßlosigkeit herrscht und täglich neue Erregungswellen erzeugt. Und vor allem will ich, dass wir in Deutschland festhalten am Unterschied von Fakt und Lüge. Wer das aufgibt, der rührt am Grundgerüst von Demokratie!
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In der Demokratie tritt das Volk nur im Plural auf, und es hat viele Stimmen.
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In der Diplomatie ist Penetranz eine Tugend.
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In diesen Tagen lernen wir neu, was wir hätten wissen können: Frieden ist nicht selbstverständlich. Er muss immer wieder erarbeitet werden, im Dialog, aber wo nötig, auch mit Klarheit, mit Abschreckung, mit Entschlossenheit. All das braucht es jetzt. (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Ist es nicht eigentlich ganz wunderbar, dass unser Land, ein Land mit dieser Geschichte, zu einem Anker der Hoffnung in der Welt geworden ist? Und ist es nicht ein unschätzbares Glück, dass wir - unsere Generationen - das erleben dürfen?
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Ist es nicht erstaunlich - ist es nicht eigentlich wunderbar, dass dieses Deutschland, "unser schwieriges Vaterland", wie Gustav Heinemann es nannte, für viele auf der Welt ein Anker der Hoffnung geworden ist? (Rede nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten am 11. 2. 2017 im Deutschen Bundestag).
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Jede und jeder, der anpackt, im Großen und im Kleinen - der bringt die Kraft der Demokratie zum Leuchten! Liebe Landsleute: Gehen wir's gemeinsam an. Ich freue mich auf das, was vor uns liegt! (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).
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Jeder und jede, die sich engagiert - im Beruf oder im Ehrenamt, im Gemeinderat oder im Verein - der kämpft den Kampf um die Zukunft der Demokratie! (In seiner Rede nach der Wiederwahl zum Bundespräsidenten durch die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 in Berlin).